Neben der Aktualisierung der Normengrundlagen (Anhang A1 und A2), einer sehr klaren Verfolgung des T-O-P-Prinzips und der Konkretisierung des Gültigkeitsbereichs (Abschnitt 1) sind zwei Punkte besonders zu benennen.
Das ist zum einen die Integration von Störlichtbögen im Gleichstrombereich (DC-Bereich). Hier wird jetzt auch für Gleichstrom-Störlichtbögen (DC-Störlichtbögen) ein Verfahren zur Bestimmung der Energie, die bei einem Störlichtbogenereignis frei wird, beschrieben (Abschnitt 4.3 und Anhang A 3.4). Anhand dessen kann - in Analogie zum Verfahren für Störlichtbögen in Wechsel- und Drehstromsystemen (AC-Störlichtbögen) – die geeignete Persönliche Schutzausrüstung gegen die thermischen Gefahren eines Störlichtbogens (PSAgS) ausgewählt werden.
Zweitens ist das Einfügen einer Risikobetrachtung zu nennen mit einem Risikographen, der dort weiterhelfen kann, wo bisher die PSAgS-Auswahl endete (Abschnitt 3.1 und Anhang A 4). In der ersten Ausgabe der DGUV-I 203-077 (10/2012) wurde nur die Schadensschwere in den Fokus genommen. Jetzt wird zusätzlich noch die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Verletzung durch einen Störlichtbogen betrachtet. Dabei werden Aspekte wie der Zustand der Anlage, Werkzeuge und technische Mittel, die zur Verfügung stehen, organisatorische Maßnahmen, die Qualifikation der Mitarbeiter, Unfallstatistiken und weiteres berücksichtigt, um abschätzen zu können, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Störlichtbogenunfall passieren kann bzw. wie diese Wahrscheinlichkeit durch ein Risikomanagement (Festlegen von Zusatzmaßnahmen) reduziert werden kann.
Für die Anwender werden Exceltools bereitgestellt, mit deren Hilfe die Auswahl der PSAgS einschließlich der Risikobetrachtungen vorgenommen werden kann.
In der 2. Ausgabe 09/2020 wird deutlich hervorgehoben, dass sich der Anwendungsbereich nicht allein auf das Arbeiten unter Spannung (AuS) begrenzt, sondern sich auf alle Tätigkeiten an elektrischen Anlagen erstreckt, wo mit einer Störlichtbogengefährdung zu rechnen ist (Abschnitt 1).
Die Beispielsammlung (Anhang A5) ist erweitert worden. Außerdem ist eine neue Anlage entstanden, in der vereinfachte Methoden angegeben sind, mit deren Hilfe PSAgS und Vorsicherungen in 400-V-AC-Netzen koordiniert ausgewählt werden können (Anhang A7).