Handlungsanleitungen für Bergeverfahren an Seilschwebebahnen

Projekt-Nr. BGIA 5103

Status:

abgeschlossen 06/2008

Zielsetzung:

Im Falle von Notevakuierungen bei Seilschwebebahnen müssen alle Fahrgäste nach einer Bergerichtlinie innerhalb von 3,5 Stunden geborgen sein. Hierzu müssen von den Seilbahnbetreibern komplette und umfassende Bergepläne erstellt werden, in die oft sehr viele Bergehelfer aus unterschiedlichen Organisationen einbezogen werden. Die Bergehelfer sind hohen Sicherheitsrisiken sowie Mehrfachbelastungen und -beanspruchungen bei der Ausführung der seilunterstützten Bergeverfahren ausgesetzt. Die Bergung erfordert hohe Ausbildungs- und Fitnessqualitäten sowie eine angemessene körperliche und geistige Eignung der Bergehelfer. Die jährlich durchgeführten Bergeübungen zeigen, dass es keine einheitlichen und ausreichenden Niveaus für die Ausbildung, für die körperliche und psychomentale Beanspruchbarkeit sowie die Eignung von Bergehelfern gibt.

Auf der Basis neuester Forschungsergebnisse sollten Handlungsanleitungen zur Gestaltung der gesamten seilunterstützten Bergeverfahren entworfen werden. Die Handlungsanleitungen sollen zu allen Aspekten dieser Verfahren ausreichende fachliche Anleitungen, Auswahlmöglichkeiten, Hilfestellungen und eine vereinheitlichende Vorgehensweise bei der Gestaltung zur Verfügung stellen. Damit sollen die Sicherheit, der Gesundheitsschutz, die Eignung und Qualifikation der Bergehelfer und die notwendigen Zuverlässigkeiten bei der Ausführung der Bergeverfahren erreicht werden.

Aktivitäten/Methoden:

Zur Erstellung der Handlungsanleitungen wurde ein interdisziplinärer Ansatz gewählt. In einem Fachberaterkreis wurden die Ergebnisse der einzelnen technisch/technologischen, arbeitsorganisatorischen, ergonomischen, arbeitsmedizinischen, psychologischen und qualifikatorischen Aufgabenstellungen auf der Basis der aktuellen Forschungsergebnisse erarbeitet, systematisiert, praxisgerecht vernetzt und dokumentiert. Die Handlungsanleitungen sollten einen klaren übersichtlichen Leitfaden beinhalten, nach dem die einzelnen Module zur Erstellung der Bergeverfahren abgearbeitet werden können. Auswahlverfahren für Methoden und Geräte, Tests, Trainingseinheiten, Gesundheitscheck und weitere Bausteine sind als einzelne Blattdokumente systematisch verfügbar und können auch einzeln genutzt und, je nach Bahntyp und Personal, zusammengestellt werden. Alle Details werden nach Checklisten verbindlich festgelegt. Da die Bergeverfahren im Laufe der Jahre aufgrund von Neuerungen optimiert und beispielsweise Eignungen und gesundheitliche Befindlichkeiten der Bergehelfer chronologisch erfasst und bewertet werden müssen, ist eine modulare, klar erkennbare Struktur an identifizierbaren Einzeldokumenten realisiert worden.

Ergebnisse:

Für die verschiedenen Funktionsbereiche von Bergehelfern bei Rettungsaktionen an Seilschwebebahnen wurden Anforderungen an die körperliche und geistige Eignung für die verschiedenen Bergeverfahren festgelegt. Die Anforderungsniveaus wurden mit einem einfachen 3-Stufen-Ampelsystem charakterisiert. Dies ist in der Praxis sehr gut einsetzbar. Für die auszuführende Funktion des Bergehelfers liegen daher nach Bergeplan bestimmte Anforderungswerte fest, denen die Eignung entsprechen muss. Zur Feststellung der körperlichen und geistigen Eignung wurden Grund- und erweiterte Checks entwickelt. Wenn die Durchführung der Grundchecks keine ausreichende Klarheit über seine körperliche und geistige Beanspruchbarkeit erbringen, können die erweiterten Checks angewendet werden. Die Grundchecks können vom Betriebsleiter oder verantwortlichen Personen im Betrieb durchgeführt werden, die erweiterten Checks müssen jedoch von Fachpersonal, z. B. dem Betriebsarzt, durchgeführt werden. Für alle Checks und die Gesamteignung wurden Formblätter entwickelt, die sich in der Praxis leicht nutzen lassen und zum Aufbau einer entsprechenden Dokumentation gut geeignet sind. Sollten Defizite des Bergehelfers vorliegen, können Qualifizierungs- und Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung seiner Eignung eingesetzt werden. Es wurden Anleitungen und Übungsvorschläge für das Training von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit erarbeitet. Weiterhin wurden Vorschläge und Hinweise zum richtigen Einsatz aufbauender Sportarten gegeben. Im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen wurden Inhalte zur Stressverarbeitung und einer allgemeinen wie auch einer spezifischen Stressprävention für Bergehelfer festgelegt. Sie können durch ein praktisches Training von psychisch belastenden Situationen bei einer Bergeübung eingeübt werden. Solche Kurse können vom BGAG - Institut Arbeit und Gesundheit angeboten und in die jährlichen Bergeübungen der Betriebe einbezogen werden. Alle Dokumente der Feststellungsverfahren, der Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen und weitergehenden Hinweise wurden in einen Gesamtentwurf der angestrebten Handlungsanleitungen eingearbeitet.

Stand:

08.04.2009

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA
  • Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit - BGAG
  • Berufsgenossenschaft der Straßen-, U-Bahnen und Eisenbahnen
  • Arbeitsmedizinischer Dienst der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (AMD)
Branche(n):

Verkehr

Gefährdungsart(en):

Mehrfachbelastungen, Mechanische Gefährdungen, Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Gestaltung von Anlagen und Verfahren, Sturz- und Absturzgefährung, Psychische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Seilschwebebahnen, Handlungsanleitungen, Notevakuierung, Bergeverfahren, psychophysische Belastungen und Beanspruchungen, Bergehelfer, Gesundheitscheck