Sulfuryldifluorid

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Sulfuryldifluorid ist ein farb- und geruchloses Gas, das schwerer ist als Luft.

In der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 512 "Begasungen" wird Sulfuryldifluorid als Begasungsmittel aufgeführt. Sulfuryldifluorid wird beispielsweise für die Begasung von Holz, Trockenfrüchten, Nüssen oder Kakao eingesetzt. Seine Konzentration in Luft lässt sich nur schwer messen. Theoretisch ist das Messen mit Gasmessröhrchen möglich, aber die geeignetste Technik für eine exakte Messung bei niedrigen Nachweisgrenzen ist die Infrarotspektroskopie.

Sulfuryldifluorid wird hauptsächlich über den Atemtrakt aufgenommen. Es wird von irritativen Wirkungen auf den Atemtrakt sowie Brennen der Augen, der Nasen- und Rachenschleimhäute sowie der Haut berichtet. Da Sulfuryldifluorid aber häufig Riech- bzw. Reizstoffe (z. B. Chlorpikrin) als Signalstoffe zugesetzt werden, kann es sein, dass deren Wirkung fälschlicherweise dem Sulfuryldifluorid zugeordnet werden.

Erste Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Verletzte unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich an die frische Luft bringen.
  • Verletzte ruhig lagern, vor Unterkühlung schützen.
  • Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen.
  • Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung stabile Seitenlage.
  • Für ärztliche Behandlung sorgen.

Hinweise für das ärztliche Personal zur Symptomatik der akuten Vergiftung nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Reines Sulfuryldifluorid ist geruchlos und unter Normalbedingungen stabil (keine Hydrolyse zu Fluorwasserstoffsäure und Schwefeloxiden).
  • In Formulierungen für die Begasung sind ggf. Riech- oder Reizstoffe enthalten, die zu Haut- und Schleimhautirritationen führen können, was aber kein Hinweis auf eine HF-Exposition ist.
  • Als unmittelbar lebensbedrohliche Sulfuryldifluorid-Konzentration in der Atemluft wurde neuerdings ein Gehalt von 200 ppm (vorher 1000 ppm) bezeichnet.
  • Augen:
    evtl. schwache oder auch stärkere Reizwirkung (s.o.)
  • Haut:
    stärkere Irritation kaum zu erwarten
  • Inhalation:
    relativ geringe oder keine primäre Irritation der oberen Atemwege;
    sekundäre Gewebsreaktionen in tieferen Lungenabschnitten (diffuse Atemgeräusche, Husten, toxisches Ödem nach hoher Belastung möglich)
  • Resorption:
    Störung des Allgemeinbefindens (Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz), Abdominalschmerz, Herz-Kreislauf-Störungen (ventrikuläre Fibrillation, alveolokapillärer Block), neurotoxische Wirkungen (Parästhesien; im Tierexperiment: Konvulsionen, Blockade der Atemmuskulatur).

Hinweise für die erste ärztliche Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Ggf. auftretende Augenreizungen sollten durch Spülung mit physiologischer Kochsalzlösung behandelt werden. Evtl. symptomatische augenärztliche Weiterbehandlung.
  • Da durch den fehlenden Eigengeruch des Sulfuryldifluorid eine Warnwirkung kaum vorhanden und demnach im Störfalle bis zum Vorliegen des Konzentrationsmessergebnisses keine reale Abschätzung der Luftbelastung möglich ist, sollte in jedem Falle mit der Entstehung eines Lungenödems gerechnet werden. Auch bei fehlenden primären Reizwirkungen sind deshalb eine Prophylaxe durch topische und i.v. Applikation eines Glucocorticoids und eine röntgenologische Beobachtung empfehlenswert. Sauerstoffbehandlung bei Bedarf.
  • Bei einer erforderlichen Kreislauf- und Schockbehandlung könnte der Einsatz von Dopamin wegen evtl. erhöhter Flimmerbereitschaft des Herzens kontraindiziert sein.
  • Zur beschleunigten Elimination des metabolisch gebildeten Fluorids sollte nach Kontrolle des Säure-Basen-Haushaltes (Azidose?) eine Anregung der Diurese durch Furosemid erfolgen.
  • Die verfügbaren Informationen zu Genese und Ausprägung evtl. auftretender Konvulsionen oder auch tonischen Krämpfen sind für eine globale Therapieempfehlung nicht ausreichend. Es kann nur eine symptomatische Behandlung erfolgen.