• Blauer Banner, links ist eine rote Blase mit weißer Schrift: #GewaltAngehen. Gemeinsam stark gegen Gewalt.

Unterstützung für Führungskräfte

Gewalt hat viele Gesichter – und sie macht vor dem Arbeitsplatz nicht halt. Ob in Behörden, Kliniken, Schulen, im Einzelhandel oder Gesundheitswesen: Beschäftigte sind in zahlreichen Branchen mit verbaler, körperlicher oder psychischer Gewalt konfrontiert. Was als schwieriges Gespräch beginnt, kann eskalieren – manchmal innerhalb von Sekunden. Gerade in stressreichen, konflikthaften oder emotional aufgeladenen Situationen sind die Übergänge fließend.

Gewalt am Arbeitsplatz ist kein Randphänomen – sie betrifft uns alle, auch Ihren Betrieb oder Ihre Organisation. Und sie hinterlässt Spuren für die betroffene Person, das Team und das gesamte Umfeld. Deshalb ist Gewalt kein individuelles Problem, sondern eine organisationale Herausforderung. Als Führungskraft kommt Ihnen eine Schlüsselrolle zu – bei der Aufarbeitung von Vorfällen beziehungsweise der Nachsorge und vor allem bei der Gewaltprävention.

Die Kampagne #GewaltAngehen möchte Sie auf diesem Weg unterstützen – mit

  • Orientierung,
  • Fachwissen und
  • konkreten Handlungshilfen.

Damit können Sie Ihrer Verantwortung leichter gerecht werden – systematisch und wirkungsvoll.

Gewaltprävention beginnt bei Ihnen und wirkt in alle Richtungen – für gesunde Mitarbeitende, leistungsfähige Organisationen und sichere Arbeit.

  • Was versteht man unter Gewalt?

    Ab wann spricht man überhaupt von Gewalt? Die gesetzliche Unfallversicherung hat dazu das "Grundverständnis von Gewalt bei der Arbeit" entwickelt, das sich am Übereinkommen Nr. 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) orientiert. Es soll helfen, sich besser über das Thema auszutauschen – vor allem, wenn es um Maßnahmen zur Vorbeugung geht.

    Gewalt liegt demnach vor bei

    allen Handlungen, die darauf abzielen oder es als wahrscheinliche Folge haben, einem Menschen körperlich, psychisch, sexualisiert oder wirtschaftlich zu schaden – unabhängig von deren Erfolg.

    Die Handlungen müssen also nicht tatsächlich eingetreten sein. Auch eine Androhung ist bereits Gewalt.

    Somit beginnt Gewalt früher, als viele denken. Sie zeigt sich nicht nur beim körperlichen Übergriff, sondern auch durch

    • abwertende Sprache,
    • Drohgebärden,
    • psychische Einschüchterung oder
    • sexualisierte Kommentare.

    Die Auswirkungen von Gewalt können kurzfristig spürbar sein – etwa als Schock, Stress oder Angst. Aber sie reichen oft weiter: bis hin zu Angststörungen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Arbeitsunfähigkeit.

    Damit gefährden Gewalterfahrungen nicht nur die Gesundheit, sondern auch Motivation, Zusammenhalt und Arbeitsqualität.

    Mitarbeitende, die von Gewalt betroffen sind, verdienen daher uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Unterstützung. Es ist entscheidend, dass ihnen passende betriebliche Hilfsangebote gemacht werden und konkrete Maßnahmen folgen, um vergleichbare Situationen zukünftig bestmöglich zu verhindern.

  • Warum ist Gewaltprävention Führungsaufgabe?

    Arbeitgebende sind gesetzlich verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten zu sorgen.

    Ein zentrales Mittel zur Gewaltprävention ist die Gefährdungsbeurteilung: Liegen Risiken durch Gewalt vor, muss die Gefährdungsbeurteilung auch diese Risiken erfassen und Gegenmaßnahmen vorsehen - deren Wirksamkeit ist regelmäßig zu prüfen.

    Ein umfassender Schutz schließt nicht zuletzt Nachsorgeangebote ein. Führt ein Gewaltvorfall zu mehr als drei Tagen Arbeitsunfähigkeit, ist er als Arbeitsunfall zu melden. Wenn ein Behandlungsbedarf besteht, kann aber auch schon vorher mit Zustimmung der betroffenen Person der Vorfall dem zuständigen Unfallversicherungsträger gemeldet werden (siehe FBGIB-004: Meldung von traumatischen Ereignissen | DGUV Publikationen).

  • Warum ist Ihr Verhalten als Führungskraft für Gewaltprävention wichtig?

    Eine gelebte Präventionskultur beginnt mit Haltung. Als Führungskraft prägen Sie die Atmosphäre im Team:

    • Wie offen wird über psychische Belastungen und das Risiko von Gewalt gesprochen?
    • Wie ernst werden Hinweise genommen?
    • Welche Werte gelten im Miteinander?

    Erfahrungen zeigen: Wo Respekt, Transparenz und Beteiligung gefördert werden, sinkt die Hemmschwelle, Vorfälle anzusprechen. Und: Je klarer Gewalt als gemeinsames Thema verstanden wird, desto weniger sind Betroffene allein. Gewaltprävention braucht deshalb Sichtbarkeit, Haltung und Struktur. Nur mit einem systematischen Vorgehen lässt sich Gewalt wirksam vorbeugen, denn: Jeder einzelne Fall von Gewalt ist einer zu viel!

  • Wie können Führungskräfte Gewalt angehen? (Leitfaden Gewaltprävention in sieben Schritten)

    1. Bewusstsein schaffen
      Starten Sie mit einer offenen Auseinandersetzung: Ist das Thema Gewalt in Ihrem Betrieb präsent? Gibt es Erfahrungen, Sorgen oder Tabus? Sprechen Sie aktiv an, dass Gewalt nicht zur Arbeit gehören darf – und dass Prävention Chefsache ist.
    2. Gefährdungen ermitteln
      Führen Sie eine systematische Gefährdungsbeurteilung durch – mit Fokus auf Gefährdungen durch Gewalt. Nutzen Sie Fragebögen, Interviews, Teamgespräche, Feedbackrunden oder Vorfallmeldungen, um konkrete Gefährdungsbereiche zu erkennen. Wichtig: Alle Perspektiven zählen – besonders die der Beschäftigten.
      Tipp: Im Handbuch Gefährdungsbeurteilung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) finden Arbeitsschutzfachleute zahlreiche Hinweise zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung.

      Welche Branchen sind besonders gefährdet?
      In vielen Berufen ist die Wahrscheinlichkeit, mit Gewalt konfrontiert zu werden, hoch. Besonders gefährdet sind Beschäftigte mit häufigem Kontakt zu Menschen, bei Kontrollaufgaben oder im Kontakt mit Bargeld und Wertgegenständen. Laut DGUV-Statistik treten Gewaltunfälle vor allem in Heimen, im Gesundheitswesen, bei Einsatzkräften, bei der Personenbeförderung und im Einzelhandel auf. Auch im öffentlichen Dienst ist das Problem präsent: 2023 berichteten 54 Prozent der Beschäftigten laut einer Umfrage des Beamtenbundes, beschimpft, bedroht oder angegriffen worden zu sein.
      Oft treffen Beschäftigte auf Menschen in Ausnahmesituationen – verängstigt, frustriert, überfordert.
      Deshalb braucht es klare Botschaften aus der Führung:
      • Gewalt wird nicht akzeptiert.
      • Betroffene werden nicht allein gelassen.
      • Der Schutz der Mitarbeitenden hat Priorität.
      • Als Führungskraft stehen Sie für diese Haltung ein. Und Sie gestalten die Rahmenbedingungen, unter denen Gewalt gar nicht erst entstehen kann – oder im Ernstfall sicher bewältigt wird.
    3. Risiken bewerten
      Ordnen Sie die Gefährdungen nach Relevanz: Wie häufig treten sie auf? Wie schwerwiegend sind mögliche Folgen? Gibt es bestimmte Tätigkeiten, Orte oder Zeiten mit erhöhter Gefährdung? Eine realistische Bewertung bildet die Grundlage für passgenaue Schutzmaßnahmen.
      Tipp: Das Aachener Modell bietet eine gute Orientierung zur Durchführung von angemessenen Maßnahmen zur Risiko-Minimierung, da es verschiedene Gefährdungsstufen von Gewalt berücksichtigt.
    4. Maßnahmen umsetzen – nach dem TOP-Prinzip
      Technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen ergänzen sich – aber sie stehen in einer klaren Rangfolge:
      • Technische Maßnahmen: z. B. höhere Theken, Schutzscheiben, Rückzugsräume, Paniktaster, Notausgänge, Videoüberwachung, zuverlässige technische Systeme (etwa Ticket-Automaten)
      • Organisatorische Maßnahmen: z. B. Zwei-Personen-Prinzip, sichere Einsatzplanung, Unterweisungen, Beschwerdemanagement, Bargeldabschöpfung
      • Personenbezogene Maßnahmen: z. B. Deeskalationsschulungen, Kommunikationstrainings, Supervision, Schutzausrüstungen
      • Tipp: Führen Sie Maßnahmen gemeinsam mit Beschäftigten ein – das erhöht die Akzeptanz und Wirksamkeit.
    5. Vorbereitung auf den Ernstfall
      Was passiert, wenn Gewalt trotzdem geschieht? Sorgen Sie für klare Abläufe im Notfall: Wer wird informiert? Wer hilft? Wo gibt es Rückzugsmöglichkeiten? Je besser vorbereitet Ihr Team ist, desto geringer sind in der Regel die Folgen.
    6. Mitarbeitende unterstützen
      Fördern Sie eine transparente Meldekultur. Beschäftigte müssen wissen: Wer Gewalt meldet, erfährt Hilfe – keine Schuldzuweisung. Unterstützen Sie daher Ihre Mitarbeitenden bei einer Anzeige.
    7. Maßnahmen überprüfen und weiterentwickeln
      Wichtig ist nicht zuletzt die interne Erfassung von Gewaltvorfällen. Dokumentation hilft nicht nur im Einzelfall, sondern verbessert auch die Prävention insgesamt.
      Überprüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Maßnahmen greifen, und legen Sie dafür Fristen fest. Reagieren Sie auf Veränderungen im Team, bei der Kundschaft oder in der Organisation.

  • Welche Hilfestellungen bietet die gesetzliche Unfallversicherung?

    Die gesetzliche Unfallversicherung unterstützt Sie mit zahlreichen allgemeinen und branchenspezifischen Informationen und Empfehlungen, Leitfäden und Hilfsmitteln für Schulung, Kommunikation und Nachsorge:

Branchenspezifische Hinweise

Arbeitgebende und Führungskräfte im öffentlichen Dienst müssen sich Gedanken um die Sicherheit von Beschäftigten mit Kundenkontakt und im Außendienst machen und für den Ernstfall Gewaltereignis vorsorgen.

Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sind in den letzten Jahren ebenfalls häufiger das Ziel von Gewalt. Hier gibt es Tipps, wie sie sich schützen können.

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Das Gesundheitswesen ist laut Zahlen der gesetzlichen Unfallversicherung am stärksten von Gewalt betroffen, insbesondere Kliniken und Notfallaufnahmen. Führungskräfte können die Beschäftigten durch technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen schützen.

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Einsatzkräfte erleben in ihrem Beruf häufig schwierige Notfälle. Führungskräfte können dabei unterstützen, dass sie für ihre Einsätze gut vorbereitet und nicht zusätzlicher Gewalt durch Außenstehende ausgesetzt sind.

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Führungskräfte im Bildungswesen müssen sich Gedanken um die Sicherheit der Beschäftigten und der Kinder bzw. Studierenden machen. Es kann zu internen Gewaltvorfälle ebenso kommen wie zu Bedrohungen von außen.

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