• Blauer Banner, links ist eine rote Blase mit weißer Schrift: #GewaltAngehen. Gemeinsam stark gegen Gewalt.

Informationen für Führungskräfte aus dem Bereich Einsatzkräfte

Verkehrsunfälle, Brände oder medizinische Notlagen: Einsatzkräfte helfen dort, wo andere nicht weiterwissen. Doch die Bereitschaft zu helfen, wird immer öfter mit Aggression beantwortet. Übergriffe auf Feuerwehrleute, Rettungskräfte oder Katastrophenschützer sind keine Einzelfälle mehr. Sie gehören für viele leider zum Einsatzalltag. Das belastet nicht nur die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch die Einsatzbereitschaft ganzer Teams.

Als Führungskräfte stehen hier Sie besonders in der Verantwortung: Es geht um Schutz, Vorbildfunktion und klare Strukturen und um ein sicheres Arbeiten auch unter schwierigsten Bedingungen. Einsatzkräfte haben das Recht, dabei sicher und geschützt zu sein. Gewalt darf niemals als "Teil des Jobs" gelten – weder im Hauptamt noch im Ehrenamt.

  • Warum sind Einsatzkräfte so häufig betroffen?

    Einsatzkräfte handeln in Ausnahmesituationen und begegnen dabei Menschen, die unter Schock stehen, verletzt sind oder sich bedroht fühlen. Gleichzeitig treten sie in Uniform auf und werden damit oft als "Autorität" oder gar als "Staatsmacht" wahrgenommen. Das macht sie emotional, verbal und körperlich angreifbar.

    Die Formen der Gewalt sind ebenso vielfältig wie die Einsatzorte: Beleidigungen, Bedrohungen und verbale Eskalationen gehören ebenso dazu wie gezielte Einschüchterungen oder psychischer Druck, etwa durch das Filmen und Veröffentlichen von Einsätzen. Besonders bedrohlich sind tätliche Angriffe: Tritte, Schläge oder Würfe mit Flaschen und anderen Gegenständen. Auch sexualisierte Gewalt, vor allem gegen weibliche Kräfte, ist ein reales Problem.

    Solche Vorfälle sind nicht nur verletzend, sondern wirken oft langfristig nach: Sie können Ängste auslösen, zu Überlastung führen oder das Vertrauen ins Team beschädigen. Auch das Ehrenamt leidet, wenn Gewalt nicht klar verurteilt und bearbeitet wird.

  • Was gehört zu einer wirksamen Gewaltprävention für Einsatzkräfte?

    Damit Gewaltprävention bei Einsatzkräften wirksam ist, braucht es mehr als punktuelle Reaktionen. Führungskräfte im Rettungs- und Einsatzdienst setzen den Rahmen – mit klarer Haltung, strukturierten Abläufen und gelebter Verantwortung:

    1. Gefährdungsbeurteilungen auf Einsatzrealität anpassen
      Integrieren Sie Gewalt- und Bedrohungslagen explizit in die Gefährdungsbeurteilung, insbesondere bei Einsätzen in der Öffentlichkeit, bei Großveranstaltungen oder in unübersichtlichen, konfliktträchtigen Einsatzlagen. Denken Sie auch an Alleinarbeit oder Nachtzeiten – hier sind spezielle Schutzmaßnahmen erforderlich. Die DGUV Information 205-027 hilft dabei, Risiken zu erfassen und geeignete Maßnahmen abzuleiten – vom Büro bis zum Einsatzort.
    2. Klare und geübte Meldewege etablieren
      Stellen Sie sicher, dass alle Gewaltvorfälle niedrigschwellig und ohne Angst vor Konsequenzen gemeldet werden können – ob körperlich, verbal oder psychisch. Definieren Sie feste Abläufe für Meldung, Dokumentation, Nachsorge und ggf. Unfallanzeige. Notfallkommunikation sollte regelmäßig geübt werden – im Einsatz zählt jede Sekunde.
    3. Einsatzkräfte gezielt schulen und stärken
      Bieten Sie praxisnahe Qualifizierungen zu Deeskalation, taktischer Kommunikation, Selbstschutz und Einsatzpsychologie an. Gerade in stressreichen Situationen ist professionelles Verhalten entscheidend. Auch die Vermittlung psychologischer Erster Hilfe für Mitarbeitende nach einem Vorfall sollte Teil des Schulungsangebots sein.
    4. Verlässliche Unterstützung nach Vorfällen sichern
      Sorgen Sie für strukturierte Nachsorge nach dem Ereignis und vertrauensvolle Ansprechpersonen im Ernstfall – etwa durch psychosoziale Notfallversorgung, externe Beratung, Supervision oder interne Peer-Support-Teams. Oft ist schnelle Hilfe gefragt: Hier können betriebsinterne Betreuer Unterstützung bieten. Die Betroffenen sollten wissen: "Ich werde ernst genommen – und nicht allein gelassen." Wichtig zu wissen: Zur Nachsorge gehört auch die Stellung von Unfall- und Strafanzeigen.
    5. Klare Haltung zeigen – im Einsatz und in der Öffentlichkeit
      Positionieren Sie sich deutlich: Gewalt gegen Einsatzkräfte ist kein Kavaliersdelikt. Kommunizieren Sie intern wie extern, dass Übergriffe nicht hingenommen werden. Öffentliches Rückgrat, etwa durch Statements von Führungsebene oder Dienststellenleitungen, ist ebenso wichtig wie interne Konsequenz und konsequente Strafverfolgung.

  • Was funktioniert schon heute? Beispiele guter Praxis

    Viele Organisationen und Netzwerke haben bereits wirksame Maßnahmen entwickelt. Folgende Beispiele können Orientierung und Inspiration bieten: