• Blauer Banner, links ist eine rote Blase mit weißer Schrift: #GewaltAngehen. Gemeinsam stark gegen Gewalt.

Informationen für Führungskräfte aus dem Bereich öffentlicher Dienst

Ob im Bürgerbüro, Außendienst, Ordnungsamt oder in kommunalen Gremien – Beschäftigte im öffentlichen Dienst geraten zunehmend ins Visier von Aggression und Gewalt. Die Gründe sind vielfältig: steigende gesellschaftliche Polarisierung, zunehmender Vertrauensverlust in staatliche Institutionen, die Verrohung des öffentlichen Diskurses – und nicht zuletzt eine hohe Arbeitsdichte in oft emotional aufgeladenen Situationen.

Für Sie als Führungskraft ergibt sich daraus eine klare Verantwortung: Gewaltprävention ist kein "weiches" Thema, sondern Kernaufgabe guter Führungs- und Fürsorgepflicht. Wer die Belegschaft schützt, stärkt auch das öffentliche Vertrauen in die Verwaltung.

  • Warum ist Gewalt in der Verwaltung ein besonderes Problem?

    Gewalt am Arbeitsplatz trifft alle Branchen – doch der öffentliche Dienst ist in besonderem Maße betroffen. Warum?

    1. Hohe Anzahl an Kontakten:
      Verwaltungsmitarbeitende stehen oft in direktem Kontakt mit Menschen, die unter Druck stehen – sei es bei Sozialleistungen, Bußgeldern oder Genehmigungsverfahren. Die Sachlage ist manchmal komplex, der Frust groß. Das macht die Eskalationsgefahr hoch.
    2. Wahrnehmung als "Staatsvertretung":
      Mitarbeitende werden oft nicht als einzelne Personen, sondern als "die Behörde" oder "der Staat" wahrgenommen – und dienen dadurch als Projektionsfläche für Wut, Enttäuschung oder Misstrauen gegenüber Institutionen.
    3. Vielfalt der Gewaltformen:
      Von verbalen Übergriffen wie Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen über psychische Gewalt in Form von Einschüchterung oder gezielter Ausgrenzung bis hin zu körperlichen Angriffen, etwa im Außendienst. Eine zunehmend relevante Rolle spielt digitale Gewalt: Hasskommentare, Drohmails oder öffentlichkeitswirksame Diffamierungen im Netz betreffen besonders häufig kommunale Amts- oder Mandatstragende. Diese unterschiedlichen Gewaltformen treten oft kombiniert auf, sind keineswegs Ausnahmeerscheinungen – und wirken häufig lange nach.

    Diese Gewaltformen treten häufig kombiniert auf und können tiefgreifende psychische Belastungen verursachen – von Angst bis hin zu Rückzugs- oder Kündigungstendenzen. Besonders problematisch: Viele Beschäftigte empfinden solche Erfahrungen als Teil des Jobs – und schweigen. Genau hier sind Führungskräfte gefragt.

  • Was können Führungskräfte im öffentlichen Dienst tun?

    Damit Gewaltprävention wirksam ist, braucht es mehr als punktuelle Reaktionen. Führungskräfte setzen den Rahmen – mit klarer Haltung, konkreten Maßnahmen und gelebter Verantwortung:

    • Gefährdungsbeurteilungen systematisch anpassen
      Integrieren Sie psychische Gefährdungen durch Gewalt und Bedrohung explizit in die Gefährdungsbeurteilung – insbesondere für publikumsintensive oder konfliktträchtige Tätigkeiten.
    • Klare Meldewege schaffen
      Etablieren Sie feste Abläufe, wie Gewaltvorfälle gemeldet, dokumentiert und nachbesprochen werden. Das schafft Sicherheit – und verhindert Bagatellisierung.
    • Sensibilisieren und qualifizieren
      Bieten Sie Schulungen zu Deeskalation, Selbstschutz, Kommunikation und Verhalten in Konfliktsituationen an. Auch psychologische Erste Hilfe nach Vorfällen sollte thematisiert werden.
    • Unterstützungsangebote vorhalten
      Ermöglichen Sie Betroffenen niedrigschwellige, vertrauensvolle Anlaufstellen – etwa durch Ansprechpersonen im Haus oder externe Beratungsangebote.
    • Klare Haltung zeigen – nach innen und außen
      Kommunizieren Sie offen: Gewalt wird nicht toleriert – weder gegenüber Beschäftigten noch Mandatsträger*innen. Öffentliche Rückendeckung ist ebenso wichtig wie interne Konsequenz.
  • Welche Netzwerke, Plattformen und Initiativen können unterstützen?

    Gewaltprävention im öffentlichen Dienst ist Führungsaufgabe – aber keine Aufgabe, die Sie allein bewältigen müssen. Netzwerke, Plattformen und klare rechtliche Grundlagen unterstützen Sie dabei, Ihrer Verantwortung gerecht zu werden:

    #sicherimDienst – Präventionsnetzwerk für Verwaltungen
    Das in Nordrhein-Westfalen gestartete, inzwischen bundesweit geöffnete Netzwerk zählt über 850 Behörden und über 2.300 Beteiligte. Es bietet:

    • Handlungsempfehlungen für verschiedene Verwaltungssituationen
    • einen Präventionsleitfaden für Führungskräfte
    • kollegialen Austausch über bewährte Maßnahmen
    • Materialien zur Sensibilisierung und Fortbildung

    Mehr zur Initiative #sicherimDienst und zum Leitfaden

    "Sichere Verwaltung" – interaktive Plattform der Unfallkasse NRW
    Hier finden Führungskräfte praxisnahe Hilfestellungen – von der Gefährdungsbeurteilung über Verfahrensanweisungen bis hin zu Schulungsangeboten.
    Zur Plattform "Sichere Verwaltung"

    "Stark im Amt" – Schutz für kommunalpolitisch Aktive
    Die Körber-Stiftung bietet gemeinsam mit kommunalen Spitzenverbänden Unterstützung für Mandatsträger*innen – mit Coaching, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.
    Interview mit Katrin Klubert, Körber-Stiftung

    "Starke Stelle" – bundesweite Ansprechstelle
    Die "Starke Stelle" unterstützt Amts- und Mandatsträger*innen persönlich und vertraulich – auch präventiv. In Kooperation mit #sicherimDienst entstand auch die Handreichung "Sicher im Wahlkampf", die speziell für Wahlkampfzeiten Schutzmaßnahmen empfiehlt.
    Zur "Starken Stelle"

    Setzen Sie ein Zeichen – für Sicherheit, Respekt und eine Verwaltungskultur, die Stärke zeigt, wo andere drohen.