10.10.2025
Belastungen am Arbeitsplatz können die Gesundheit beeinträchtigen (Foto: Wolfgang Bellwinkel / DGUV)
Die Anforderungen in der Arbeitswelt steigen und oft überschneiden sich berufliche und private Belastungen. Anlässlich der Woche der Seelischen Gesundheit erläutert Jasmine Kix, stellvertretende Leiterin des DGUV-Sachgebiets "Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt", welche psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz eine Rolle spielen, wie sie sich auf die Gesundheit auswirken können und was Arbeitgebende tun können, um ihre Beschäftigten zu unterstützen.
Frau Kix, wenn man von Gesundheit in der Arbeitswelt spricht - Warum darf man dann den Einfluss auf die Psyche nicht außer Acht lassen?
Weil die Arbeitsbedingungen wichtige Faktoren dafür sind, ob Beschäftigte leistungsfähig, motiviert und letztlich gesund arbeiten. Vor allem Zeitdruck, fehlende Zeit für Erholung, Schichtarbeit und wenig soziale Unterstützung machen der psychischen Gesundheit zu schaffen. Auch schwelende Konflikte im Team und Angst vor Arbeitsplatzverlust gehören zu diesen Faktoren. Die Kombination aller erhöht das Risko drastisch, dass die Psyche von Beschäftigten leidet.
Hinzu kommen außerberuflichen Probleme wie beispielsweise private Krisen. Inwiefern trägt dies zur Verschärfung der Situation bei?
Beides kann sich gegenseitig beeinflussen. Das kennen alle, die mal übermüdet oder besorgt zur Arbeit kommen oder auch nach Hause gehen. Ein Drittel der Erwerbstätigen hat bei der Arbeit häufig mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen, fühlt sich müde und erschöpft. Nächtliche Schlafstörungen, Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung haben zugenommen. Das ist dann natürlich auch am Arbeitsplatz ein Thema. Und doch ist Überlastung viel zu oft noch ein Tabu. Hier ist ein sensibler und unterstützender Umgang seitens der Führungskräfte gefragt.
Wie kann das aussehen?
Beispielsweise sollten Führungskräfte geschult sein, Anzeichen von Überlastung zu erkennen – egal, ob diese privat oder beruflich verursacht sind. Gespräche anzubieten, ist ein erster Schritt. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist die Basis, die sich in Krisenzeiten als besonders hilfreich erweist.
Viele Unternehmen greifen das Thema mental health, also mentale Gesundheit, auch aktiv auf, gerade weil es immer mehr Beschäftigte betrifft, und versuchen, hilfreiche Angebote zu schaffen.
Was genau können Arbeitgebende noch tun, damit Beschäftigte lange gesund arbeiten?
Nach dem Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgebende zunächst einmal für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen verantwortlich. Sie müssen arbeitsbedingte Risiken für die Gesundheit ermitteln, ihnen vorbeugen und entgegenwirken. Dabei hilft die Gefährdungsbeurteilung. Dass zum Beispiel auch Stressfaktoren in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden, ist gesetzliche Pflicht, wird aber immer noch zu selten umgesetzt.
Und wie gelingt eine gute Gefährdungsbeurteilung?
Die gesetzliche Unfallversicherung bietet sehr viel Unterstützung in Bezug auf die Gefährdungsbeurteilung. Von Beratung, über Tools bis hin zu Filmen – ein ganzes Spektrum. Und sehr viele Unternehmen haben hier schon gute Prozesse etabliert. Unterm Strich sage ich immer: Das Allerwichtigste ist, dass man miteinander ins Gespräch geht und Überlastung bei der Arbeit nicht ignoriert.
Weitere Informationen
Worauf es in der betrieblichen Prävention ankommt, formulieren zwei neue bzw. aktualisierte Veröffentlichungen der DGUV:
FBGIB-001: Psychische Belastung bei der Arbeit bleibt eine wichtige Stellschraube für die Gesundheit:
FBGIB-009: Betriebliche psychologische Erstbetreuung nach traumatischen Ereignissen, sogenannte „psychische erste Hilfe“ und Erste Hilfe: Was ist was?
Die Woche der Seelischen Gesundheit 2025 steht unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“ und findet in diesem Jahr vom 10. bis 20. Oktober statt. Weitere Infos zur Aktionswoche gibt es hier.
DGUV - Pressestelle
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